Während meiner Semesterferien hatte ich im Sommer 2011 die Möglichkeit über 10 Wochen als Praktikant im Consulting Erfahrungen bei der cometis AG zu sammeln. Auf die Stelle aufmerksam geworden bin ich über ein Praktikumsportal im Internet.
Zunächst konnte ich mir unter dem Begriff Investor Relations nur das vorstellen, was er selbst erklärt: cometis beschäftigt sich also mit der Beziehung von Unternehmen zu ihren Investoren und dem Kapitalmarkt und berät ihre Kunden wie sie Kommunikationshürden am besten meistern können.
Im Allgemeinen fand ich die Beratungsbranche schon immer sehr reizvoll. Diese Form der Projektarbeit stellt einen immer wieder vor neue Aufgaben und Herausforderungen. Kein Tag ist wie der Andere und das im Verhältnis kleine Beraterteam der cometis AG würde es sicher einfacher machen einen ganzhei tlichen Beratungsprozess vom Pitch bis zur täglichen IR-Arbeit mitzuverfolgen und nachzuvollziehen. Das klang sehr spannend, weshalb ich mich im Juni 2011 beworben habe und ab August die Chance bekam es selbst herauszufinden.
Alle guten Dinge sind drei
Für die 10 Wochen hatte ich mir fest vorgenommen, mindestens drei Ziele zu erreichen.
- Ein Abgleich von Gerüchten und Klischees mit der Realität im Berateralltag.
- Am Ende die Frage beantworten zu können: „Berater in der Welt des Kapitalmarkts: Ist das was für mich?“
- Ein Teil des Teams zu werden und das Gefühl haben, dass man den Kollegen mit der eigenen Arbeit wirklich hilft.
Uni-Wissen und das wirkliche Leben
Auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt erst das zweite Semester abgeschlossen hatte, so war ich zumindest bis dato der Meinung, „dass ich schon ein paar Basics hatte“. Ich wurde jedoch schnell auf den Boden der Tatsachen geholt: Universitäten lehren leider fernab von jeder Realität und so musste ich feststellen, dass es immer wieder nötig war mich selber mit neuen Themen zu beschäftigen und auseinanderzusetzen. Nicht allzu selten beschlich mich das Gefühl während der Wochen bei cometis sogar mehr gelernt zu haben als in den ersten Semestern an der Uni.
Steile Lernkurve
Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase und Schonfrist hatte ich schnell das Gefühl tatsächlich aktiv im Beratungsprozess mitzuwirken und für das Unternehmen einen Added Value zu generieren. Dabei ist man als Praktikant nie passiv. Ganz im Gegenteil: Bei cometis muss der Praktikant aktiv nachhaken, nachfragen, usw. Jeder ist damit selbst dafür verantwortlich wie steil seine Lernkurve ist und wie viel tatsächlich aus dem Praktikum mitgenommen wird. Besonders die Gespräche und Diskussion mit den einzelnen Beratern waren lehrreich. Dabei hat jeder Mitarbeiter einen ganz persönlichen Background an
Fachwissen und Know-How, den er in die Arbeit bei cometis einfließen lässt. Das ermöglicht es bestimmte Situationen immer wieder aus verschieden Perspektiven zu betrachten und so neue Eindrücke zu gewinnen.
Meine Aufgaben waren so verschieden, wie die Kunden für die ich sie erledigt habe: Meist waren es Recherchen und Informationsaufbereitung für die einzelnen Berater. Es war faszinierend eine Vielzahl von Unternehmen und die Art und Weise, wie sie ihr Geld verdienen, kennenzulernen.
Persönliche Highlights
Die Highlights meines Praktikums waren sicher der Versuch einer feindlichen Übernahme eines unserer Kunden, die in letzter Minute mit Hilfe eines sog. „White Knights“ abgewendet werden konnte. Die Reaktionen auf dem Kapitalmarkt waren sehr beeindruckend. Besonders spannend war meiner Meinung nach, dass ein Großteil des Aktienkurses des Unternehmens mehr durch Gerüchte als durch tatsächliche Fakten beeinflusst wurde. In den darauffolgenden Conference Calls musste sich der Vorstand des Unternehmens den Fragen der Investoren stellen.
Der zweite Höhepunkt war sicher der unaufhaltsame Druck von Investoren auf
einen unsere Kunden aus der Industrie. Durch verhaltene Auskünfte und einem
unkooperativen CEO waren die Groß-Aktionäre nervös und verstimmt geworden. cometis hatte die Aufgabe die Gemüter zu beruhigen, eine diplomatische Lösung zu finden und dafür zu sorgen, dass es nicht zu sog. „shareholder activism“ kommt, bei dem die Investoren aktiv in die Strategie des Unternehmens eingreifen wollen, in dem sie zum Beispiel einen Vertreter in den Aufsichtsrat wählen.
Der Kunde ist König…
…und das merkt man bei cometis. Es wurde auch schon mal bis spät abends gearbeitet um Termine einzuhalten. Ich habe während meines Praktikums Leute kennengelernt, die vor allem eines haben: unglaublichen Spaß an ihrem Job.Spannend ist vor allem, dass der IR-Berater Schnittstelle von den vier sehr wichtigen Playern am Kapitalmarkt ist: Analysten, der Presse, Investoren und Unternehmen. Damit kann der Berater als einer der Ersten Stimmungen in der Financial Community auffangen und notfalls mit geeigneten Werkzeugen in die richtige Richtung lenken.
Klischees aus dem Weg geräumt
Klischees und Gerüchte, die ich im Vorfeld über den Beraterjob gehört habe, sind in dieser Form nicht bestätigt worden. Zwar war während meiner 10 Wochen eine gewisse Mitarbeiter-Fluktuation erkennbar, allerdings ist die auf die momentane Wachstumsphase des Unternehmens und einige andere Faktoren zurückzuführen. Zudem ist es in der Branche durchaus üblich auch einmal mehr den Arbeitgeber zu wechseln.
Mein persönliches Fazit
Ich hatte die Möglichkeit Einblicke in die Bereiche Kommunikation und Investor Relations zu gewinnen, die tägliche Arbeit des IR / PR-Consultant kennen zu lernen und aktiv im Beratungsprozess mitzuwirken.
Für die Zukunft wäre es ratsam Praktikanten den einzelnen Teams zuzuordnen, da so zwar die Bandbreite an Kunden nicht mehr erreicht wird, aber eine intensivere Auseinandersetzung mit den Kunden möglich ist. Man wäre dann einfach noch näher am Geschehen.
Besonders gut gefallen haben mir die eigenständige und eigenverantwortliche Arbeitsweise die von den Praktikanten erwartet wird. Dabei war es immer wieder eine Herausforderung unter Zeitdruck das gewünschte Ergebnis zu liefern.
Wenn ich meine Praktikumszeit bei cometis Revue passieren lasse, bin ich der Meinung, dass ich meine drei zu Beginn des Praktikums gesetzten Ziele erreicht habe. Ich denke, dass ich auch in Zukunft am Kapitalmarkt arbeiten werde, sodass ich bestimmt das ein oder andere Mal wieder auf den Namen „cometis AG“ stoßen werde.