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Anbietervergleich ESG-Ratings: Wo soll die Reise hingehen?

05.11.2021

Weltweit existiert eine Vielzahl unterschiedlicher ESG-Ratings: Mittlerweile sind es mehr als 160 verschiedene. Doch welches Rating passt zu Ihrem Unternehmen? Ein Vergleich lohnt sich.

von  Justus Fischer

Wiesbaden, 5. November 2021 Der Boom im ESG-Bereich hält weiter an und führt dazu, dass die Auswahl an Anbietern von ESG-Daten stetig wächst. Doch welcher Anbieter ist wichtig und welcher nicht? Aufgrund der Vielzahl und der mangelnden Vergleichbarkeit von ESG-Ratings ist eine sinnvolle Prioritätensetzung geboten. Denn schon die großen ESG-Ratingagenturen wie beispielsweise MSCI ESG, Sustainalytics und ISS ESG ziehen teilweise stark unterschiedliche Kriterien heran, an denen die ESG-Performance von Unternehmen gemessen wird.

So unterscheiden sich die ESG-Ratinganbieter

Doch obwohl ESG-Ratings nicht direkt miteinander vergleichbar sind, lassen sich zumindest die ESG-Ratingagenturen selbst untereinander vergleichen. So hat das Beratungshaus SustainAbility in seinen „Rate the Raters“-Berichten 2019 und 2020 einen Anbietervergleich vorgenommen. Hierbei wurden insgesamt acht internationale Ratinganbieter untersucht: Mit ISS ESG, MSCI ESG, Sustainalytics und RobecoSAM (mittlerweile von S&P übernommen) wurden vier klassische ESG-Ratingagenturen untersucht, die international am renommiertesten sind. Die weiteren Vier bildeten Bloomberg ESG, CDP, FTSE Russell & Thomson Reuters ESG.

Aber worin unterscheiden sich die Ratingagenturen? Zunächst einmal in der Art ihres Analyseprozesses. Während ISS, MSCI, Sustainalytics und RobecoSAM bei ihren ESG-Bewertungen von Unternehmen auf eine Kombination von Algorithmen und menschlichen ESG-Analysten setzen, gehen Bloomberg und Thomson Reuters nur rein mit Algorithmen vor und CDP setzt rein auf Selbstauskünfte von Unternehmen, die eine Bewertung komplettieren.

Eine weitere gängige Vergleichskategorie ist die Anzahl der bereits bewerteten Unternehmen. Für die großen Agenturen reicht die Zahl von aktuell etwa 8.000 (S&P) bis mehr als 14.000 (MSCI). Außerdem sind die Agenturen unterschiedlich lang im ESG-Markt aktiv und gehören verschiedenen Übergruppen an:

Diese Konsolidierung ist ein Charakteristikum des ESG-Marktes und geht einher mit einem weiteren Vergleichskriterium: der Reputation. So gelten MSCI und Sustainalytics bei Investoren weltweit aktuell als wichtigste ESG-Ratingagenturen-, dicht gefolgt von ISS ESG, die durch die Übernahme durch die Deutsche Börse künftig aber an Wichtigkeit gewinnen dürften, zumal für den deutschen Markt. Andere Agenturen sind noch in der Verfolgerrolle – wobei vor allem die Kreditratingagenturen stark auf den Markt drängen. So haben S&P mit der Übernahme von RobecoSAM und Moody’s durch die Übernahme von VigeoEiris einen großen Schritt nach vorne gemacht.

Unternehmen sollten branchenbezogen vergleichen

Weiterhin unterscheiden sich die Anbieter in ihrer Methodologie: Beispielsweise sind die Ratingreports von MSCI vergleichsweise intransparent und das Ziehen konkreter Schlüsse schwierig, während ISS sowohl bei Indikatorenbeschreibung als auch -gewichtung sehr offen auftritt. Auch die Dauer des Ratingprozesses kann variierten: bei einer Beauftragung beträgt die Dauer je nach Anbieter sechs bis zwölf Wochen. Und schließlich unterscheiden sich die Gewichtungen von E, S und G für ein und dieselbe Branche deutlich zwischen den Agenturen.

Letzteres ist dabei besonders wichtig für Unternehmen, die bereits von ESG-Ratingagenturen bewertet werden. Denn es genügt nicht mehr, sich nur auf ein ESG-Rating zu fokussieren – vielmehr sollte versucht werden, den Kriterien möglichst vieler der Top-ESG-Ratingagenturen zu entsprechen, um sicherzustellen, dass auch eine möglichst breite Investorenmasse abgedeckt ist, die häufig nur 1-2 Ratings nutzt. Um das zu bewerkstelligen, bietet sich eine gut strukturierte ESG-Datenbank an, bei deren Aufbau cometis Unternehmen unterstützen kann. In einer solchen Datenbank können auch Veränderungen der Bewertungen und der Ratingkriterien auf einfache Art widergespiegelt werden, was die jährliche ESG-Datensammlungsarbeit erleichtert.

Für Unternehmen, die vor einem Börsengang stehen oder  zwar börsennotiert sind, aber noch zu klein, um in den Fokus der ESG-Ratingagenturen zu gelangen (Faustregel: Wenn Sie in Deutschland mind. im SDAX sind, werden Sie sicherlich schon bewertet – andernfalls nicht unbedingt), kann es wiederum lohnenswert sein, ein Rating in Auftrag geben zu lassen. Ein ESG-Rating verleiht den eigenen ESG-Informationen externe Bestätigung und somit Glaubwürdigkeit. Dies hilft Investoren und Stakeholder von ESG-Aspekten des Unternehmens zu überzeugen.

Doch welche ESG-Ratingagentur macht hierfür Sinn? Hierbei sollte zum einen beachtet werden, dass manche Ratingagenturen, wie beispielsweise MSCI, keine solicited Ratings anbieten. Zum anderen dürfte auch der Preisunterschied zwischen den Ratingagenturen für kleinere Unternehmen von Bedeutung sein – hier sind die „großen Namen“ in der Regel noch einmal deutlich teurer als kleinere, spezialisierte Anbieter. Inhaltlich sollte die Auswahl anhand der Gewichtungen der Agenturen und der jeweiligen Reputation stattfinden und insbesondere bei einem IPO die Dauer des Ratingprozesses berücksichtigt werden.

Sie wollen ein ESG-Rating in Auftrag geben, wissen aber nicht, bei wem? Oder bestehende ESG-Ratings verbessern? Dann ist cometis Ihr richtiger Ansprechpartner: Melden Sie sich gerne!


Justus FischerJustus Fischer: Senior Consultant ESG & IR
Justus Fischer hat Erfahrungen in verschiedenen ESG- und IR Kommunikationsprojekten über mehrere Branchen hinweg gesammelt. Darüber hinaus hat er für einen internationalen Technologiekonzern eine crossmediale Content-Marketing-Kampagne koordiniert. Justus studierte Medienwissenschaft, Rhetorik und Literaturwissenschaft an den Universitäten Tübingen, Bielefeld und La Plata (Argentinien).

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