Doch nicht nur die Käufer von Research haben ein Problem. MiFID II zwingt Fondsgesellschaften und Investmentbanken, Handelsgebühren und Research-Kosten voneinander zu trennen. Wurden die Aktienanalysen früher durch Handelsprovisionen subventioniert, so muss nun jede Dienstleistung einzeln bepreist und vermarktet werden. Die Folge: Die Researchteams sind deutlich geschrumpft, bleiben aber weiter unter Druck. Das Dilemma: Auf der einen Seite müssen die Preise der Analysen wettbewerbsfähig sein. Das ist ein Problem bei einer Klientel, die vermeintlich kostenloses Research gewohnt war. So ist in der EMENA-Region die Zahl der Mitarbeiter im Bereich Aktien-Research bei zwölf großen Investmentbanken seit 2013 um 14 Prozent auf 1.200 im ersten Halbjahr 2018 gesunken (Quelle: Coalition Development). Tendenz weiter fallen, denn MiFID II hat nun noch einmal zu einer Beschleunigung des Trends geführt. Nicht nur die Zahl der Analysen ging insgesamt zurück. Die „coverage“ niedrig kapitalisierter Werte hat überproportional abgenommen.
Auf der Suche nach neuen Einnahmequellen werden einige Anbieter nun kreativ. So bieten manche Research-Häuser den Unternehmen so genanntes „gesponsertes Research“ an. Sollten Unternehmen solches Research beauftragen?
Die Researchabdeckung kostet. Unternehmen müssen in den IR-Budgets hierfür jährlich einen fünf- bis sechsstelligen Betrag berücksichtigen. Gleichzeitig wissen die Leser um die „Beziehung“ der Unternehmen zu den von ihnen beauftragten Researchern. Entsprechend kritisch schauen Investoren hier auf die Unabhängigkeit der Analystenmeinung. Doch auch die Research-Häuser und Analysten leben von ihrer Glaubwürdigkeit im Markt und sind daher um Unabhängigkeit bemüht. Schlussendlich sitzen Investoren und Unternehmen jedoch im selben Boot: Qualitativ hochwertiges Paid-Research ist definitiv immer besser als gar kein Research.