Spätestens seit den Fridays-for-Future-Demonstrationen scheint es, als lege die Zivilgesellschaft zunehmend Wert auf Umweltschutz, Wahrung der Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit –grundlegende ESG-Themen also. Eine ideale Zeit für NGOs? Die setzen sich nämlich bereits seit Jahrzehnten für diese Themen ein. Damit werden sie auch für Unternehmen gefährlich.
NGOs sind mittlerweile ESG-Veteranen
Non-governmental organizations (NGOs), zu Deutsch: Nicht-Regierungsorganisationen, sind Initiativen, Vereine oder Organisationen, die regierungs- und wirtschaftsunabhängig agieren. Sie können national oder auf globaler Ebene tätig sein und setzen sich, je nach Ausrichtung, für ein bestimmtes soziales, ökologisches oder humanitäres Oberthema ein – ohne damit Profite verdienen zu wollen. Durch ihre Arbeit decken sie beispielsweise Regierungs- oder Unternehmensskandale auf und erzeugen mit ihren Enthüllungen und Aktionen öffentlichen Druck. Die Folge für Unternehmen: ein Imageschaden, der sie schnellstmöglich dazu bewegen soll, ihre Geschäftspraktiken zu ändern.
Viele NGOs sind bereits seit Jahrzehnten in ihrem Themenbereich aktiv. So setzt sich Greenpeace schon seit den 1970er Jahren international für den Umweltschutz ein. Ein großer Erfolg gelang ihnen in der 1990er Jahren, als Shell die eigene Ölplattform Brent Spar nicht wie geplant einfach im Meer versank, sondern an Land zerlegte und entsorgte.
Große Aufmerksamkeit widerfährt aktuell der chinesischen Region Xinjiang. Medienberichten zufolge, verfolge die chinesische Staatsführung die in Xinjiang lebenden muslimisch-gläubigen Uiguren, zwinge sie zu harter Arbeit oder inhaftiere sie grundlos. In diesem Zusammenhang fordern knapp 180 NGOs seit dem vergangenen Sommer gemeinsam auf, dass große Mode- oder Möbelketten wie H&M und Ikea keine Baumwolle mehr beziehen, die mit der Hilfe von uigurischen Zwangsarbeitern geerntet wurde – bisher können die Unternehmen das nämlich nicht ausschließen. Die NGOs verlangen, Baumwolle aus anderen Ländern zu beziehen und die Lieferbeziehungen nach Xinjiang zu beenden.
Unternehmen können dem Druck nicht standhalten
Wie groß der Einfluss von NGOs auf Unternehmen sein kann, zeigt auch das Beispiel der SeaWorld-Freizeitparks in den USA. Seit Jahren kritisieren Tierschutzorganisationen die Gefangennahme und Aufzucht von Orcas im Allgemeinen und konkret bei SeaWorld. Dort galten Shows mit den großen Tieren jahrelang als Hauptattraktion. Im Jahr 2013 erschien schließlich die Dokumentation Blackfish der Regisseurin Gabriela Cowperthwaite, die auf die gefährlichen Folgen dieser Tierhaltung aufmerksam macht. Tierschutzorganisationen riefen daraufhin zum Boykott auf und hatten Erfolg: Die Besucherzahlen der Freizeitpärke sanken. Im Jahr 2017 gab SeaWorld schließlich offiziell bekannt, die Orca-Zucht einzustellen.
Zwar sind NGOs immer wieder auch Kritik ausgesetzt, da einige von ihnen sich nicht nur durch Spenden, sondern auch durch staatliche Gelder finanzieren lassen, wodurch Zweifel an ihrer Unabhängigkeit aufkommen. Dennoch genießen NGOs nach wie vor ein hohes Ansehen in der Gesellschaft und können mit der Veröffentlichung von Skandalen großen Druck auf Unternehmen ausüben. Angesichts der drohenden Reputations- und Geschäftsrisiken, denen Unternehmen bei einem Angriff durch NGOs ausgesetzt sind, lohnt es sich, solche Risiken vorab zu identifizieren und eine kontinuierliche Weiterentwicklung von ESG-Kontroll-Maßnahmen voranzutreiben: Wer beispielsweise die Einhaltung der Menschenrechte in der eigenen Lieferkette nachweislich im Griff hat, bietet NGOs deutlich weniger Angriffsfläche
Wir können Sie beim Screening potenzieller ESG-Risiken unterstützen. Kontaktieren Sie uns gerne.