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Nachhaltige Investments ohne nachhaltige Daten

17.09.2021

Nachhaltige Finanzprodukte sind im Trend. Doch was bedeutet nachhaltig überhaupt? Sind diese Finanzprodukte so grün, wie sie angeblich sein sollen? Die zugrundeliegenden Daten und Ratings lassen Zweifel aufkommen. Und die DWS zeigte jüngst, dass der grüne Schein trügen kann.

von Michael Diegelmann Nachhaltige Finanzprodukte sind im Trend. Doch was bedeutet nachhaltig überhaupt? Sind diese Finanzprodukte so grün, wie sie angeblich sein sollen? Die zugrundeliegenden Daten und Ratings lassen Zweifel aufkommen. Und die DWS zeigte jüngst, dass der grüne Schein trügen kann

Wiesbaden, 17. September 2021. In Zeiten von Fridays for Future, Klimawandel und Umweltkatastrophen erleben nachhaltige Finanzprodukte einen Aufwärtstrend. Allein im ersten Quartal 2021 wurden mehr grüne Anleihen emittiert als im Gesamtjahr 2017. Das Versprechen klingt zu schön um wahr zu sein: Das eigene Vermögen bewusst anlegen, Rendite erzielen und damit zusätzlich etwas Gutes für die Umwelt oder die Gesellschaft tun. Doch die Realität zeigt, dass das nicht so einfach ist, wie es scheint. Die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS befindet sich mitten in einem Skandal: Die angeblich „grünen” Investments, haben in Wahrheit wohl wenig mit Nachhaltigkeit am Hut. Die BaFin und die SEC gehen diesen Vorwürfen nach. Ein Einzelfall? Vermutlich eher nicht.

Green vs. Greenwashing

Nicht überall, wo Nachhaltigkeit draufsteht, ist auch Nachhaltigkeit drin. Sogenanntes Greenwashing findet in der Wirtschaft regelmäßig statt. In diesen Fällen geben Unternehmen vor, umweltfreundlich zu sein, obwohl das nicht der Fall ist. Feste Regelungen, was als nachhaltig bezeichnet werden darf, existieren noch nicht. Die EU-Kommission will das mit der EU-Taxonomie ändern und erarbeitete eine umfangreiche Nachhaltigkeitsdefinition, die noch erweitert wird.

Auch die BaFin will stärker vor Greenwashing schützen und veröffentlichte einen Richtlinienentwurf für nachhaltig ausgerichtete Investmentvermögen. Diese sollen beispielsweise sicherstellen, dass die Kapitalverwaltungen mindestens 75 Prozent in nachhaltige Vermögensgegenstände investieren, wenn sie ihr Finanzprodukt als nachhaltig bezeichnen wollen. Die Frage, die sich dabei stellt: Wie werden die zugrundeliegenden Daten von den Unternehmen, in die investiert wird, erhoben? Und wie zuverlässig sind diese publizierten Informationen?

Auf die Daten, die bisher zur Verfügung stehen, ist leider wenig bis gar kein Verlass, weil es für Unternehmen noch so gut wie keine Regeln gibt, an die sie sich halten müssen. Anbieter von Finanzprodukten nutzen für ihre Entscheidungen daher meistens die Daten von sogenannten ESG-Ratingagenturen. Diese wiederum erheben ihre Informationen durch Algorithmen, welche die zuvor veröffentlichten Informationen der Unternehmen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz auswerten. Leider sind diese Ergebnisse recht ungenau und ebenfalls nur sehr schwer nachvollziehbar, da Ratingagenturen die Kriterien und Gewichtungen, wie sie auf ihre Beurteilung kommen, intransparent halten.

ESG-Berichte: Transparente Informationen? Fehlanzeige

In unserem Global ESG Monitor haben wir die Nachhaltigkeitsberichte der weltgrößten, börsennotierten Unternehmen aus DAX, EUROSTOXX, Dow Jones und ASX 50 untersucht. Dabei stellten wir fest, dass auch dort oft finanziell relevante Daten fehlten oder die Berichte nur vage Behauptungen statt handfester Daten enthielten. Nur 39 Prozent machen beispielsweise Angaben zu ESG-Risiken, die ihr Unternehmen treffen könnten. Als Konsequenz erreichten die Berichte im Schnitt nur 26 von 66 möglichen Punkten. Sich auf diese Weise ein Bild der ESG-Leistung eines Unternehmens zu machen, ist unmöglich.

Die EU-Taxonomie und der neue Richtlinienentwurf der BaFin sind Schritte in die richtige Richtung. Die weltgrößten Unternehmen sollten sich nicht aus ihrer globalen Verantwortung ziehen dürfen. Das Thema ESG ist keine Modeerscheinung, es ist essentiell wichtig, damit das Leben auf unserem Planeten weiter lebenswert bleibt. Nachhaltige Investments sind ein wichtiger Baustein des Ganzen. Dafür müssen aber transparente und relevante Daten vorliegen, die klar entscheiden, ob ein Unternehmen und die von ihm geplanten Investitionen nachhaltig sind oder nicht. Das kommt auch den Unternehmen selbst zugute. Investoren wissen es zu schätzen, wenn diese transparent berichten und werden ihr Geld lieber dort anlegen, wo es für gute Zwecke genutzt wird..

Wir bringen gern Licht ins Dunkel und unterstützen Ihr Unternehmen dabei, ein gelungenes ESG-Reporting umzusetzen. Melden Sie sich hier, um Ihre ESG-Strategie nachhaltig zu verbessern.


Michael Diegelmann: Gründer und Vorstand
Michael Diegelmann hat Erfahrungen in über 150 Kommunikationsprojekten (Börsengänge, Investor Relations, ESG, M&A, Krise) gesammelt und ist seit 1997 im Bereich Kapitalmarktkommunikation tätig. Er ist Autor von 16 kapitalmarktrelevanten Buchpublikationen und war vormals Projektleiter bei einem internationalen Beratungsunternehmen und einem Frankfurter Brokerhaus.

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