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ESG-Regulierungsdruck: Aus der Not eine Tugend machen!

Immer mehr Anforderungen an die nicht-finanzielle Berichterstattung kommen auf immer mehr Unternehmen zu. Wird
überreguliert? Übertreibt und überfordert die EU-Gesetzgebung? Für Henryk Deter, Vorstand der cometis AG, sind diese
Fragen zweitrangig. Für Unternehmen sei es jetzt an der Zeit, die Chancen von ESG zu nutzen.

von
Henryk Deter

Wiesbaden, 28. Juli
2023 

Das Handelsblatt schrieb zuletzt: „GREENWASHING – Irreführende Werbung könnte für Unternehmen bald teuer werden – Eine
EU-Richtline zwingt Firmen bald, alle Aussagen mit Klimabezug wissenschaftlich zu belegen – und das gilt auch
rückwirkend. Die wenigsten Unternehmen sind vorbereitet.“ Die eine oder andere Person mag sich dabei denken: Übertreibt
es die EU damit nicht wieder? Den Unternehmen werden doch ohnehin schon so viele Pflichten in Sachen ESG auferlegt.
Meiner Meinung nach wird aber umgekehrt ein Schuh draus.

Ja, wer sich mit den – zugegebenermaßen zahlreichen und komplexen – regulatorischen Vorgaben, den so genannten hard and
soft laws, auseinandersetzt der stellt fest: Es gibt viel zu tun! Und ja, es wird gewiss nicht einfach, allen Vorgaben
gerecht zu werden. Doch anstatt zu lamentieren, ob die Politik nicht ab und zu an der Unternehmensrealität vorbei
reguliert, gilt es jetzt die Chancen zu nutzen, die mit den Vorgaben nicht-finanzieller Berichterstattungen einher
gehen. Im Ergebnis können Unternehmen die oftmals sehr vernünftigen ESG-Regularien zu ihrem eigenen Vorteil nutzen und
die Kosten als kluge Investitionen betrachten.

ESG als Chance ergreifen

Wer zum Beispiel fundiert und professionell die doppelte Wesentlichkeit gemäß
Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ermittelt, in der das finanzielle Wohlergehen des Unternehmens eine
wichtige Rolle spielt und wer dabei analysiert, was den Stakeholdern des Unternehmens wirklich wichtig
ist, der kann das eigene unternehmerische Handeln viel zielgerichteter auf Mitarbeitende, Kund:innen und alle anderen,
dem Unternehmen dienlichen Gruppen, ausrichten. Die Ermittlung der „double materiality“ kann auch innovative Ideen für
Produktneuheiten oder Prozessverbesserungen mit sich bringen. Die Geschäftsleitung bekommt zudem ein vollständigeres
Bild über das Risikoprofil des eigenen Unternehmens.

Wer die richtigen ESG-Daten erhebt und diese nach wissenschaftlichen Kriterien revisions- und prüfungssicher belegen
kann, der kann auch im Produktmarketing damit werben und sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber denjenigen verschaffen,
die weiterhin auf Promi-Testimonials setzen oder angesichts drohender Regulierung unermüdlich gegen neue Gesetze
wettern.

Stakeholder nehmen Nachhaltigkeit ernst

Dass sich auch die Anforderungen der Verbraucher:innen weiterentwickelt haben, zeigt eine Studie des Nürnberg Instituts
für Marktentscheidungen, aus dem ebenfalls das Handelsblatt zitiert. 72 Prozent der befragten Verbraucher:innen geben
demnach an, Unternehmen zu meiden, denen falsche Aussagen zum Klimaschutz vorgeworfen werden. Eine Mehrheit der
Befragten testiert zudem, ökologische Versprechen glaubwürdiger zu finden, wenn das Unternehmen Berechnungen dazu
veröffentlicht. Gleiches gelte für externe Zertifizierungen und die Zusammenarbeit mit Umweltorganisationen.

Das zeigt: Wir leben in einer Zeit des tiefgreifenden Wandels. Eine zügige Anpassung und die fundierte Umsetzung der
ESG-Regularien stellt nicht nur die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben dar, sondern kann auch einen Wettbewerbsvorteil in
wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten und in einer Ära des zunehmenden Fachkräftemangels mit sich bringen. Jetzt ist
nicht die Zeit zu lamentieren oder zu verzagen, sondern Vorreiter der Transformation zu sein.

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/greenwashing-irrefuehrende-werbung-koennte-fuer-unternehmen-bald-teuer-werden/29246576.html

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/klimaschutz-konsumenten-bestrafen-verdacht-auf-greenwashing-sofort-/29268872.html


Henryk Deter:
Vorstand

Henryk Deter ist seit 2007 Vorstand der cometis AG mit Erfahrungen aus über 100 Kommunikationsprojekten (Börsengänge,
Investor Relations, M&A, Krise).